Sonntag, 5. Oktober 2014

DIE Strickjacke - RVO - Raglan von oben

- wer jetzt simpel MEINE Jacke nachstricken möchte
(OHNE eine Gewähr für Passform!!!),
kann getrost erst beim nächsten Post anfangen, denn hier
kommt vorweg eine Menge "Denke"

- wer aber auch in Zukunft viele, viele tolle Kleidungsstücke 
für "komische" Figur in passend selbst herstellen mag,
kommt um ein bisschen (wirklich nicht schlimm!)
Rechnen und ggf. Ausprobieren nicht herum

los geht's:

diese oder diese Grundanleitung für RVO kommen schon
zu ganz unterschiedlichen Verlaufslinien für die Raglanschräge
diese hier kommt in der ersten Reihe ganz ohne Ärmelmaschen aus
und sitzt trotzdem ganz super

Meine Erfahrung ist, dass die Raglanlinie, je weiter sie in
Richtung Busen rutscht, diesen stärker betont
(auch das kann ja gewollt sein),
bzw. je weiter sie an der Schulter verläuft,
für mich vorteilhafter ist.

Andererseits wird der Verlauf der Raglanlinie weitgehend bestimmt
von dem Verhältnis der Anzahl der Ärmelmaschen zu denen des Körpers.
Am Ende der Raglanlinie, dort wo Ärmel und Körper getrennt weiter gestrickt werden,
brauche ich für mich nämlich nicht die gleiche Anzahl Maschen auf den Nadeln!

Der Umfang des Oberarms beträgt mehr als 1/3,
aber deutlich weniger als 1/2 meines Körperumfangs.
Nun könnte ich natürlich überzählige Maschen irgendwo verschwinden lassen,
schöner wird es aber, wenn ich dieses Verhältnis gleich von Anfang an mit einplane.

Wenn ich also von gleichmäßigen Zunahmen entlang der Raglanlinie ausgehe,
(was dieses Verhältnis in Anzahl Maschen noch einmal verschiebt),
dann komme ich super klar, wenn die Anzahl Ärmelmaschen zu Beginn
sogar deutlich weniger als 1/4 der des Rückenteils beträgt

Natürlich könnte man auch erst weniger, später häufigere Zunahmen einbauen,
oder auch umgekehrt, also eine Art Kurve als Armkugel erzeugen,
ich könnte auch die Zunahmen nur noch an einer Seite der Raglanlinie machen
und damit entweder Arm- oder Körperseite stärker betonen,
mir sind aber gleichmäßige Zunahmen lieber
(weil übersichtlicher und mit weniger Zählarbeit zu stricken)

Naja, und auch die Raglanlinie selbst muss selbstverständlich
 in die Überlegungen mit einbezogen werden.
Soll sie sozusagen gar nicht vorhanden sein oder,
wenn doch, aus wie vielen Maschen bestehen?
Soll sie ein eigenes Muster (z.B. Zöpfchen) tragen
oder sich dem sonstigen Muster anpassen?

Wie sollen die Zunahmen aussehen?
Will ich eine luftige Lochmusterreihe, schön für Sommerpullies mit Lacemuster,
dann lassen sich die entsprechenden Umschläge vielleicht nett unterbringen
Wähle ich Zunahmen durch kfb (knit front and back), wie ich es bevorzuge,
dann erscheint "hinterrücks" plötzlich eine Masche zu viel in der Raglanlinie
Zunahmen aus dem Querfaden lassen durch das "Straffen" des Fadens keinen Platz
für eventuell entstehende Löcher und geben etwas mehr Fülle auf die Schultern

Als letztes muss ich dann noch die Ausschnittform festlegen
RVO werden grundsätzlich mit nur 1-2 Maschen je Vorderteil begonnen
und die weitere Form durch Zunahmen festgelegt.
Für einen runden Ausschnitt müssen nach einigen Reihen
die erforderlichen Maschen neu angeschlagen werden,
ein V-Ausschnitt kann durch die Anzahl Reihen je Zunahme
beliebig geformt werden, gerade oder mit Bogen
Für Pullies mag ich sehr gerne erst größere, dann enger werdende
Reihenabstände zwischen den Zunahmen, für Jacken umgekehrt



nach diesen Vorüberlegungen nun das Messen und Rechnen:

ich nehme ein Maßband und messe nach einem passenden Kleidungsstück
oder ggf. mit Hilfsperson oder vor dem Spiegel die gewünschte Halsausschnittweite.

Weil ich für meine Jacke einen V-Ausschnitt wünsche,
messe ich von der Mitte meines rechten Schlüsselbeins
hinten locker um den Hals herum
bis zur Mitte des linken Schlüsselbeins: 40 cm,
das wären nach Maschenprobe 100 Maschen für den Anfang

etwas weniger locker gemessen, weil ich mir überlege,
dass das Gewicht der fertigen Jacke diese ausleiern wird: 30 cm,
das wären 75 Maschen für den Anfang

irgendwo dazwischen wird mein Maschenanschlag liegen,
weil ich mir weiterhin überlege, dass das gewünschte Muster
etwas einziehen wird und ich ein wenig Spielraum ganz gerne mag
(übrigens, die fertige Jacke hat jetzt sogar eine gemessene
Halsausschnittweite von beinahe 50 cm, so what?)


ok, also noch einmal der Plan:
eine Jacke, nicht ganz glatt gestrickt
ein breites Rippenmuster wäre hübsch

Entscheidung Muster: *1  M links, 9 M rechts*
Entscheidung Raglanlinie: 1 M rechts, 1 M links, 1 M rechts
Entscheidung Raglanzunahmen: jede Hinreihe 8 Zunahmen
(jeweils beidseits der Raglanlinien)
Entscheidung Art der Zunahmen:  kfb
Entscheidung Ausschnittzunahmen: erstmal je 1 in jeder 2. Hinreihe

ich fange also nach Maschenprobe, RVO-Rechner und Erfahrung mit
75 M <  Maschen gesamt < 100 M  an und mache meine Einteilung

ein paar Maschen hier weniger und dort vielleicht dafür mehr,
damit das gewünschte Muster (1 M li, 9 M re) sich hübsch verteilt 
und dann ist dieses die zunächst letzte wichtige Entscheidung:

2 M vorne          2 M vorne
3 M Raglan    >           <    3 M Raglan
11 M Ärmel                                        11 M Ärmel
3 M Raglan   >            <    3 M Raglan
51 M Rücken

Wie sich das Alles dann rein praktisch auflöst,
habe ich jetzt und hier einmal abgetrennt,
oje, ist ja tatsächlich schon sooooo lang geworden !!!

Bis nachher dann!
Liebe Grüße - Anke

4 Kommentare:

  1. Das kann ich früh morgens nicht alles lesen, freu mich lieber überhaupt wieder von dir zu hören und schöne Fotos zu sehen, hab ich zwar letztens schon bei FB aber ich freu mich hier auch gern nochmal drüber :)
    LG Martina

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  2. Klar, mal 'nen paar Fotos auf FB laden geht natürlich vor allem viel schneller...
    So ganz sicher bin ich mir noch nicht, was ich mir da habe aufhalsen lassen.
    Trotzdem schön, auch wieder hier zu sein!
    Superliebe Grüße und einen schönen Urlaub - Anke

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  3. So ganz verstehe ich das nicht alles, aber bis ich soweit bin, hab ich ja noch Zeit.

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    1. ... und zur Not kann ich dir alles noch einmal ausrechnen ...

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